Pan-Thau-Ra und der »Neue« bei PERRY RHODAN – Ein Gespräch mit Marc Hillefeld

Im Winter 2005/2006 wird die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Heyne-Verlag und der Pabel-Moewig Verlag KG fortgeführt. Nach drei jeweils sechsbändigen PERRY RHODAN-Minizyklen hat man sich nun zu einer Roman-Trilogie mit dem Namen »Pan-Thau-Ra«  entschlossen.

»Wir wollten keine Routine aufkommen lassen«, nannte Sascha Mamczak, der Herausgeber der Heyne SF-Reihe, u.a. als Grund dafür, und »wir wollen damit die Handlung auch etwas verdichten«. Es gibt aber auch eine Änderung am Format: »Die Bände werden nun nicht mehr als Taschenbücher erscheinen, sondern im Paperback-Format. Das heißt jeder Band wird einen deutlich größeren Umfang aufweisen.« Jedes Paperback wird ca. 450 Seiten Umfang haben und je 12,- € kosten.

Frank Borsch, der zuständige Redakteur bei PERRY RHODAN, versprach außerdem, daß der Name »Pan-Thau-Ra« für diese Romantrilogie »kein Marketinggag« sei, sondern es tatsächlich um das gleichnamige Sporenschiff der Mächtigen gehen werde. Da verwundert es dann auch nicht mehr, daß laut Frank Borsch die Loower, ein Volk, das einst für die Mächtigen einen Schwarm baute, eine zentrale Rolle in dieser Trilogie spielen werden. Frank versprach: »Wir werden erfahren, was die Loower gemacht haben, seit wir sie das letzte Mal besucht haben und wir werden erleben, was sie heute treiben!«

Pan-Thau-Ra 1, (c) Heyne Pan-Thau-Ra 2, (c) Heyne Pan-Thau-Ra 3, (c) Heyne

Die drei Romane werden von Frank Borsch, Andreas Brandhorst (»Kantaki«), der bereits beim letzten Heyne-Sechsteiler als Autor dabei war, und Marc Hillefeld geschrieben werden.

Die Titel in der Übersicht:
Pan-Thau-Ra 1: »Die Lebenskrieger« von Frank Borsch (November 2005)
Pan-Thau-Ra 2: »Die Trümmersphäre« von Andreas Brandhorst (Januar 2006)
Pan-Thau-Ra 3: »Die Quantenfestung« von Marc Hillefeld (März 2006)

Und da letzterer als Autor den PERRY RHODAN-Lesern noch relativ unbekannt sein dürfte, haben wir Marc Hillefeld um ein kurzes Gespräch gebeten.

Marc Hillefeld, (c) SF-Fan.de

Marc Hillefeld als Gast beim 6. GarchingCon, © SF-Fan.de


Marc O. Hillefeld
, Jahrgang 1968, lebt und arbeitet als Autor von Romanen, Sachbüchern und Drehbüchern in München und Berlin. »Der Herrscher der Zeit« fasst auf belletristische Weise seine Studien der
europäischen Ethnologie an der Universität Münster zusammen. Mit seinem Hintergrundbuch »Ein Code wird geknackt« über Dan Browns »Da Vinci Code« gelang ihm zuletzt der Sprung auf die Bestsellerlisten.

Dein Roman »Die Quantenfestung«, der im März 2006 erscheinen wird, ist ja nicht Dein erste professionelle Auseinandersetzung mit dem Thema »Perry Rhodan«. Ich denke da, an Deinen und Torsten Dewis Drehbuch-Entwurf für Marcus Rosenmüller…

Stimmt, es ist zwar schon ein paar Jahre her, aber Torsten und ich haben tatsächlich für Marcus ein Treatment für einen Perry-Zweiteiler geschrieben. Aber letztlich gingen unsere Vorstellungen und die des Regisseurs, wie ein Perry-Film aussehen sollte, wohl doch etwas auseinander. Aber das ist nicht ungewöhnlich, zumindest hat die Arbeit an dem Entwurf damals Spaß gemacht.

DC Archiv Batman 1, (c) Panini

Du hast, ähnlich wie Michael Nagula, Uwe Anton, oder auch Frank Borsch, viele Jahre lang auch als Comicübersetzer gearbeitet. Gab es Serien oder Charaktere, die Du dabei besonders gerne übersetzt hast?

Irgendwie scheint es da tatsächlich rätselhafte Synchronizitäten zu geben… auch du, Florian bist ja als Comicübersetzer aktiv. Ich habe damals für Dino, Carlsen und Panini gearbeitet, ganz kurz auch für Infinity (gibt’s die überhaupt noch?). Das war  eine schöne Art, sein Geld zu verdienen, damals – zumindest bis zur großen Superhelden-»Crisis« beim alten Dino-Verlag. In den Hochzeiten von Panini gab es glaube ich kaum eine Serie, für die ich nicht übersetzt habe – außer »Star Wars«, glaube ich. Natürlich gab es dabei Vorlieben und Abneigungen – »Pinky und Brain« z.B. war wegen der vielen Wortspiele immer ein Horror und schlecht bezahlt; »Batman« dagegen war mein Favorit… erst mal ist die Fledermaus natürlich der beste Superheld überhaupt – und er ist, da freut sich der faule Übersetzer, bekanntermaßen ja auch eher wortkarg.

Apropos Übersetzer-Kollegen: Meinen allerersten Kontakt zur »Szene« hatte ich Anfang der 90er durch eine unverlangt eingesandte Probe-Übersetzung für »Spider-Man«, die ich damals an Condor geschickt hatte. Die war wohl nicht ganz schlecht, und der damalige Stammübersetzer hat sie dann netterweise übernommen, was dann später meine Eintrittskarte in die Comic-Welt wurde. Der Name des Übersetzers: Ein gewisser Michael Nagula…

Dein Roman »Herrscher der Zeit« erschien im Heyne-Verlag und wurde zu einem großen Erfolg. Worum geht es in dem Roman?

Der »Herrscher« ist die fiktive Entstehungsgeschichte der »Himmelsscheibe von Nebra«. Ein junger, etwas naiver und ehrgeiziger Zinnschürfer zieht in die rauhe Welt der Bronzezeit hinaus, um ein Sternenpriester oder eben »Herrscher der Zeit« zu werden. Dabei wird er in eine Art vorgeschichtlichen Reformationskrieg verwickelt, in dessen Mittelpunkt eben diese Sternenscheibe steht. Irgendwie sind fast 600 Seiten daraus geworden, in denen ich endlich mal ein bißchen von dem, was ich bei meinem Studium der Europäischen Ethnologie (lang ist’s her) gelernt habe. Und vielleicht gibt’s irgendwann eine Fortsetzung…

Der Herrscher der Zeit von Marc Hillefeld

»Der Herrscher der Zeit« von Marc Hillefeld (© Heyne)

Hast Du als Kind/Jugendlicher eigentlich mal PERRY RHODAN gelesen?

Natürlich! Mein erster Kontakt zum Perryversum in Form der Heftserie muß so in den frühen 80ern stattgefunden haben, etwa so mit 14 oder 15. Noch früher habe ich diese bonbon-bunten Perry-Comics gelesen, die es damals für ein paar Groschen auf dem Flohmarkt gab. Furchtbare Machwerke, offenbar in italienischen Zeichenstudios unter Drogeneinfluß entstanden, aber immerhin gab es ab und zu halbnackte Frauen zu sehen. Damals und in dem Alter war das natürlich was…

Was die eigentliche Heftserie angeht, muß ich zugeben, daß ich ihr zunächst wieder untreu geworden bin, um ein ergebener JOHN SINCLAIR-Leser zu werden. Erst ein paar Jahre später habe ich dann die Silberbände verschlungen. Perry, Bully und ich haben also immerhin schon eine über 20-jährige, gemeinsame  Geschichte…

Was fasziniert Dich Dich an der Figur PERRY RHODAN und dem Serienkosmos? Wirkt die Größe des PERRY RHODAN-Kosmos eher abschreckend oder erhöht das für Dich nur den Reiz, selbst etwas dazu beizutragen?

Ganz ehrlich? Die gewaltige Komplexität des Perry-Kosmos ist für einen Autor schon ein wenig Furcht einflößend. Du kannst dir vorstellen, daß ich mich dem Projekt mit größtem Respekt nähere. Aber natürlich ist es auch diese immense Größe der »Continuity« (da kommt der Comicübersetzer durch), die einen gewissen Reiz ausübt. Ich liebe Geschichten, die sich irgendwann ihr eigenes Universum erschaffen und wie ein organisches Wesen immer komplexer werden. Und da ist das Perryversum mit seinen Hunderttausenden von Seiten natürlich ungeschlagen.

Ein besonderer Reiz liegt natürlich auch darin, etwas zu einer Serie beizutragen, die man selbst schon so lange kennt. Manchmal stelle ich mir vor, eine kleine Zeitreise zurück in die 80er zu meinem 15-jährigen Ich zu machen und mir selbst zu sagen: »Hey, lies diesen Silberband aufmerksam, in 20 Jahren wirst du auch mal einen Perry-Roman schreiben. Coole Sache, was? Ach, übrigens… diese Strähnchen im Haar sehen außerordentlich bescheuert aus…«

Wie kam es dann schließlich zu Deiner Beteiligung an dem neuen Heyne-PERRY RHODAN-Dreiteiler?

Da schließt sich der Kreis: für die Arbeit an dem Perry-Drehbuch haben Torsten und ich natürlich auch Frank Borsch kennen gelernt. Auch nachdem wir unsere Beteiligung an dem Projekt aufgegeben haben, hatte ich noch lockeren Kontakt zu Frank – und Anfang des Jahres hat er angefragt, ob ich nicht Interesse hätte, an einem Perry-Projekt mitzuschreiben. Da sagt man natürlich nicht nein – der 15-jährige Marc mit den Strähnchen im Haar hätte mir das nie verziehen…

© SF-Fan.de & Marc Hillefeld (Mai 2005)