In der Nacht vom 10. auf den 11. April 2000 verstarb Prof. Dr. Winfried Petri. Winfried Petri war im SF-Bereich vor allem als Übersetzer von schwierigen, wissenschaftlichen SF-Texten bekannt geworden.
Winfried Wilhelm Eduard Emil Petri wurde am 4. September 1914 in Braunschweig geboren. Schon in der Schule zeigte sich sein außergewöhnliches Sprachtalent und er lernte Hebräisch. Im Studium mit dem Schwerpunkt orientalische Sprachen widmete er sich auch ausgiebig der Mathematik und Physik, und es folgten unterschiedlichste Tätigkeiten: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Preussische Akademie der Wissenschaften (Ägyptisches Wörterbuch, Griechische Kirchenväter), Segelflugschulung im Deutschen Luftsportverband, Funkerausbildung bei der Luftnachrichtengruppe, Hilfsassistent an der Universität Berlin, Entwicklungsbeuaufsichtsingenieur des Reichsluftfahrtministeriums im Zentrallaboratorium für Bildoptik der Physikalisch-Technischen Reichsanstalt, Sachbearbeiter für astronomische Flugnavigation und Flugzeugentwicklung im Technischen Amt des Reichsluftfahrtministeriums und Fliegerhauptingenieur im Jägerstab. 1943 promovierte er zum Dr. phil.
Nach Kriegsende geriet er in amerikanische Gefangenschaft und landete als Grubenhilfsarbeiter unter Tage in einem Pechkohlenbergwerk. Später ging er zur Universitätssternwarte München, und ging 1965 an das neugegründete Institut für Geschichte der Naturwissenschaften der Universität München, das im Deutschen Museum untergebracht ist. 1967 habilitierte er dort, 1971 wurde er außerplanmäßiger Professor und von 1977 bis 1979 leitete er in Vertretung das Institut.
Winfried Petri war bereits aktiv im SFCD e.V., als er 1966 als sechstes Mitglied in FOLLOW eintrat, wo er es 1974 auch zum Lord (Eremit Widukind) brachte. 1994 wurde er vom EDFC mit dem Deutschen Fantasypreis ausgezeichnet.
Neben vielen, vielen anderen SF-Romanen übersetzte Winfried Petri besonders gerne schwierige Werke mit wissenschaftlichem Unterbau. Als Beispiel wären hier u.a. »Außerhalb der Erde« von Konstantin E. Ciokovskij (Heyne 06/3554) und »Das Mädchen aus dem All« von Iwan A. Jefremow zu nennen. Zuletzt arbeitete er an der Übersetzung der Mars-Trilogie von Kim Stanley Robinson, die er allerdings aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit nicht mehr zu einem befriedigenden Ende bringen konnte.
Quellen: Gustav Gaisbauer, Manfred Müller, „Heyne SF-Jahr“ 1990 & 1995, „Lexikon der SF-Literatur 2“ Heyne 06/7112, „Heyne SF-Magazin 10“ 06/4085 (Foto)