Das 20th Century Fox Superhelden-Universum ist am Ende.
Lange vor dem ersten »Iron Man«-Film der Marvel Studios und auch vor dem ersten »Spider-Man«-Film von Sony Pictures, produzierte Fox bereits anständige Marvel-Superhelden-Filme. Zwar dürften die wenigsten Kinobesucher 1998 »Blade« als eine Marvel-Comicverfilmung angesehen haben, aber spätestens mit »X-Men« (2000) und den folgenden Mutantenfilmen war klar, dass Superhelden-Filme auch an der Kinokasse erfolgreich sein können (wenn auch z.B. Filme wie »Daredevil« (2003) keine Kracher waren). Aber mit der Zeit ließ die Qualität der X-Men-Filme nach (»Logan« ist da eine Ausnahme) und Fox konnte aus unterschiedlichen Gründen vom langanhaltenden Erfolg der Marvel Studio-Produktionen nicht profitieren. Und bei den drei »Fantastic Four«-Filmen versagte schließlich Fox völlig, auch wenn die beiden ersten zwar schlecht waren, aber wenigstens Geld einspielten. Andererseits war es immer ein Makel des Marvel Cinematic Universe, dass man auf die X-Men und alle damit verbundenen Figuren verzichten musste.
Jetzt aber hat Disney kurzerhand 20th Century Fox übernommen und kann so endlich auch deren Superhelden-Portfolio nutzen. Und wer wäre dafür besser geeignet als ausgerechnet »Deadpool«, der sowieso immer wieder die 4. Wand durchbricht. Und wer außer Deadpool könnte dafür ausgerechnet Wolverine, der in Logan gestorben war, zurückholen?
Inhalt: Deadpool ist in seinem Universum mittlerweile ein erfolgloser Autoverkäufer. Da wird er von Agenten des TVA (bekannt aus der Serie »Loki«) entführt. Das Abenteuer beginnt – und dafür benötigt Deadpool Wolverine.
Tja, das war’s was ich zum Inhalt sagen kann ohne zu spoilern. Das ist ja alles auch schon aus den Trailern bekannt. Trotzdem kann man natürlich schon etwas zum Film sagen. »Deadpool & Wolverine« ist der einzige Marvel-MCU-Film in diesem Jahr (was u.a. auch an den diversen Streiks liegt), und »Captain America: Brave New World« startet erst 2025. Dieser Film nimmt also zwangsläufig eine Sonderrolle ein, und das nicht nur deshalb, weil er Hugh Jackman als Wolverine züruckbringt. Dieser Deadpool ist ein Abgesang auf die Fox-Ära der Marve-Filme, er ist das Finale des Fox-Marvel-Universums. Wer also eine Art »Infinity War/Endgame«-Geschichte erwartet, der liegt hier falsch. Das hier ist ein Deadpool-Film, so wie seine beiden Vorgänger, und im Mittelpunkt steht Wade Wilson und seine Geschichte (und sein Universum).
Deadpool steht aber auch für blutige Action (davon jede Menge, besonders eindrucksvoll bereits bei der Titelsequenz), blöde Sprüche (»Merc with a Mouth!«), dumme Ideen und eine manchmal absurde Handlung. Wer darauf steht, wird hier viel Spaß haben, denn obwohl diesmal Disney am Ruder ist (wie der Film nicht müde wird zu betonen), bleibt Deadpool sich treu.
Was den Film aber endgültig für Marvel/X-Men-Fans sehenswert macht, ist natürlich die Rückkehr von Wolverine. Im gelb-blauen Kostüm der X-Men ist Hugh Jackman zurück und er ist immer noch der perfekte Wolverine, auch mit mittlerweile 55 Jahren. Da sitzt einfach alles, er und Ryan Reynolds tragen diesen Film selbst durch die lächerlichsten Momente. Es ist einfach eine Freude beide zusammen zu erleben, besonders weil Deadpool der ideale Gegenpol zu Wolverine ist. Und Wolverine kriegt hier noch einmal seine besten Filmszenen. Als im Jahr 2000 der erste X-Men-Film ins Kino kam, hätte wohl niemand erwartet, dass Hugh Jackman noch 25 Jahre später als Logan auftreten würde. Die Rückkehr ist auf jeden Fall voll und ganz gelungen.
Gibt es Cameos? Ja, jede Menge. Aber darüber muß an anderer Stelle, zu einer anderen Zeit geredet werden.
Lohnt es sich den Film anzusehen? Aber klar doch! Gibt es eine Nachabspannszene? Yep, gibt es! Gibt es eigentlich eine Handlung? Ja, die gibt es auch.
