Arena Verlag Würzburg, Originalausgabe
Titelbild von Thomas Thiemeyer
Würzburg, Februar 2001, 24.80 DM, 318 Seiten
Während Andreas Eschbachs kommender Roman »Quest« groß beworben wird, landete sein Jugendroman »Das Marsprojekt« im Februar 2001 eher unbemerkt in den Buchhandlungen. Dabei kann dieser Roman nicht nur für junge Leser die Wartezeit verkürzen, bis Ende Mai bei Heyne endlich seine Space Opera erscheinen wird, bzw. bis der noch geheimgehaltene Roman im Herbst bei Lübbe herauskommt.
»Das Marsprojekt« spielt im Jahre 2086 und erzählt von den vier Kinder Ariana, Ronny, Carl und Elinn. Sie sind in der kleinen Forschungsstation auf dem Mars geboren und aufgewachsen, ohne je auf der Erde gewesen zu sein, und fühlen sich auf dem Mars zuhause. Als sich allerdings die politische Gesinnung ändert und das Marsprojekt bei der Erdbevölkerung nicht mehr populär ist, wird beschlossen, daß die Kolonie aufgegeben werden soll. Der Bevollmächtigte der Erdregierung möchte jeden Widerstand der Kolonisten vermeiden und versucht deshalb diesen Entschluß vorerst noch zu verheimlichen.
Allerdings hat er nicht mit der Neugier der Kinder gerechnet. Durch einen Zufall hören Carl und Elinn das heimliche Gespräch von Pigrato und seinen Gehilfen zu den Vorbereitungen der Evakuierung mit an, als sie sich im Kartenraum verstecken. Während Carl nichts dagegen hat zur Erde zu kommen, da er dort studieren möchte, sind seine Freunde doch sehr erschüttert. Im Lauf der Geschichte erfahren die Freunde auch noch, daß für Elinn, die auf dem Mars als Frühgeburt zur Welt kam, das Leben auf der Erde tödlich wäre. Für die Erdregierung ist dies jedoch keine Veranlassung die Evakuierung abzubrechen, denn Elinn soll dann halt in einem kleinen Bereich einer Erdraumstation untergebracht werden. Die Kinder, die den Mars als ihre Heimat betrachten, sind allerdings nicht bereit kampflos aufzugeben…
Als Leser fiebert man bald schon mit den Kindern mit und versucht selbst Wege zu finden, um die Evakuierung des Mars zu verhindern. Der Romans dreht sich auch vor allem um das Leben in der Marskolonie und es ist schön zu sehen, daß Eschbach nicht der Versuchung erliegt, den Stationskommandanten zu einem echten Bösewicht zu machen. Überhaupt kommt der Roman ohne jegliche Gewalt aus.
Die Lösung des Problems wird zwar bereits auf den ersten Seiten angedeutet, doch bis es dann soweit ist, führt uns der Autor doch noch ein wenig an der Nase herum und auf so manchen Irrweg. Das Ende des Romans schreit dann aber förmlich nach einer Fortsetzung, denn die Marskolonie ist zwar gerettet, doch was wird aus der Entdeckung der vier Marskinder?
Der Roman hat mich, obwohl ich ja eigentlich nicht zur Ziellesergruppe zähle, doch gepackt. Die Geschichte ist schnell gelesen und hat mir gut gefallen. Aber verwunderlich ist das nicht, denn das Buch ist zwar für Jugendliche geschrieben, was aber nicht heißt, daß es kindisch oder niveaulos geschrieben wäre. Die wissenschaftlichen Fakten des Romans sind leicht verständlich und gut fundiert in die Geschichte eingebettet ohne aufdringlich zu wirken. Junge Leser bei der Stange zu halten ist nicht leicht und deshalb ist »Das Marsprojekt« verständlicherweise eine spannende Lektüre. Und es soll ja in der heutigen Zeit viele Erwachsene geben, die mit Vorliebe Jugendbücher verschlingen…
Ein kleiner Fehler findet sich übrigens in der Karte der Station, die auf den Umschlagseiten zusammen mit einer Marskarte zu finden ist. Bei der Gestaltung des Kartenraumes hat der Zeichner ausgerechnet den kleinen Nebenraum übersehen, der in der Handlung nicht gerade unerheblich ist, da sich hier die Kinder vor Pigrato verstecken und so das Geheimnis der anstehenden Evakuierung erst erfahren.