John Barnes – Earth made of glass

Earth made of Glass

Tor Books
Originalausgabe
Titelbild von N.N.
New York, März 1999, $5.99, 416 Seiten

Wir befinden uns viele Jahrhunderte in der Zukunft. Die Menschheit hat mit unterlichtschnellen Raumschiffen fremde Welten besiedelt, blutige Kriege geführt und zu auch wieder zu neuem Frieden gefunden. Durch die großen Entfernungen zwischen den Sternen und den langen Reisezeiten riß der Kontakt zu vielen Siedlungswelten ab, doch als der Springer erfunden wurde, eine Art Transmitter, änderte sich alles.

Sobald eine Siedlungswelt den ersten eigenen Springer nach den per Funk erhaltenen Plänen baute, wurde es Teil der „Welt der Tausend Kulturen“. All die vielen Planeten, die gezielt mit ausgewählten ethnischen oder religiösen Volksgruppen besiedelt worden waren und lange keinen Kontakt mehr zur anderen Planeten hatten, waren jetzt durch die Springertechnologie mit allen anderen Menschheitswelten unmittelbar verbunden – ein Schritt genügt um von Planet A nach B zu wechseln! Dies hatte aber nicht nur positive Folgen: viele Kulturen wehrten sich dagegen, daß plötzlich fremde Menschen ihren Planeten besuchten und die lokalen Wirtschaftsmärkte mit neuen und preiswerten Waren überflutet wurden.

So entstand eine spezielle Abteilung in der diplomatischen Abteilung, die »Council Special Police«, die sich um die Behebung dieser Konflikte kümmert.

»Earth made of glass« spielt einige Jahre nach John Barnes Roman »Eine Million offener Tore« (Heyne 06/5421). Giraut und Margaret Leones arbeiten seit den darin beschriebenen Ereignissen gemeinsam für die Spezialabteilung und ihnen steht jetzt ein ganz besonders schwieriger Auftrag bevor. Ihr Ziel ist Briand, eine Welt, die spät besiedelt und erst vor kurzem an das Springernetz angeschlossen wurde. Auf diesem, eher menschenfeindlichen Planeten, wurden in einer Hochregion zwei Kulturen angesiedelt, die eigentlich kaum Kontakt zueinander haben, sich aber feindlich gegenüber stehen. Da ist einerseits eine den klassischen Maya nachempfundene Ansiedlung, und andererseits eine ebenso künstlich erschaffene Tamilenkultur.

Zwischen beiden Kulturgruppen brodelt schon seit Jahrzehnten unterdrückter Haß, und Giraut und Margaret Leones müssen feststellen, daß sie eigentlich hilflos zwischen den Fronten stehen. Da blitzt plötzlich ein Hoffnungsschimmer auf: ein Prophet der Maya predigt Frieden und Verständigung… Giraut und Margaret geraten zwangsläufig in die Rolle von Beobachtern.

John Barnes erzählt mit „Earth made of glass“ keine simple Science Fiction Handlung. Der Roman ist in seiner Handlung komplex und vielschichtig. So behandelt er die sozialen und kulturellen Probleme, die beim Zusammenstoß verschiedener Kulturkreise zwangsläufig auftreten, am Beispiel von Briand. Andererseits treten aber ganz ähnliche Konflikte in der Ehe von Giraut und Margaret auf, die auch beide von unterschiedlichen Welten stammen. Und so bekommt der Leser die Geschehnisse nicht aus übergeordneter Sicht erzählt, sondern erlebt sie hautnah mit Giraut. John Barnes schildert Giraut auch so lebensnahe und so »echt«, wie man es selten in der Science Fiction antrifft.

Mancher Leser wird sich sicher mehr »Action« wünschen, und es ist tatsächlich so, daß der Roman keine leichte Lektüre ist. Doch wer bereit ist, sich auf den Roman und seine Charaktere einzulassen, wird mit einer interessanten Geschichte belohnt!