
Roman
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Hardcover, 192 Seiten
ISBN: 978-3-462-00621-6
Erscheinungstermin: 15.08.2024
Preis: 20,- €
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Tom Hillenbrand schreibt Science Fiction – und das durchaus erfolgreich. Aber eben nicht nur. Auch seine »kulinarischen Krimis« um den Luxemburger Koch Xavier Kieffer sind lesenswert. Und den einen oder anderen historischen Roman (zuletzt erschien 2023 »Die Erfindung des Lächelns«) hat der in München wohnende Autor auch schon verfasst. Wenn es also eine Gemeinsamkeit seiner Werke gibt, dann vielleicht die Tatsache, dass sie eine spannende Geschichte erzählen. Nicht umsonst tragen seine Science-Fiction-Romane meist das Label »Zukunftsthriller«.
»Lieferdienst« ist ein (Kurz-)Roman, der in Neu-Berlin spielt, das nach der Zerstörung Berlins durch eine Fusionsbombe gleich daneben aufgebaut wurde. Es ist nicht besser oder schöner geworden als das alte Berlin, denn es sollte ja nur ein Provisorium sein. Die Wohnsilos, in denen die meisten Bürger ihr Leben fristen tragen z.B. Namen wie »Bill Kaulitz« und »Christian Lindner« und es gibt eine Glööcklergasse.
Wie auf der ganzen Welt dreht sich hier alles um schnellen Kommerz. Arkadi ist ein sogenannter Bringer bei einem Lieferdienst. Seine Aufgabe ist es die Pakete mit den Bestellungen mit einem Hoverboard auszuliefern und dabei schneller als die Konkurrenz zu sein. Denn jede Bestellungen geht an alle Lieferdienste, die Waren kommen aus dem 3D-Drucker und werden sofort ausgeliefert – und nur wer als Erster ausliefert, macht das Geschäft. Wer hier erfolgreich sein will, muss also schnell sein und alle Tricks zu kennen. Als nun eines Tages der beste Bringer vor Arkadis Augen von der Konkurrenz abgeschossen wird, muss er die Auslieferung des geheimnisvollen Pakets übernehmen, das schon einem das Leben gekostet hat… und das nicht das ist, was es zu sein scheint.
»Geil abliefern«, das ist das Motto der Bringer und das war es wahrscheinlich auch, was sich Tom Hillenbrand beim Schreiben vorgenommen hatte. Nachdem die Handlung in seinem Roman »Die Erfindung des Lächelns« aus dem Vorjahr aufgrund all der Fülle an Fakten und Recherchen nur schwer in Gang kam, ist »Lieferdienst« das genaue Gegenteil geworden. Dies hier ist ein süffiger, Fast-Food-Kurzroman mit einer rasanten Handlung in einem Berlin der Zukunft. Früher wäre das ein Cyberpunk-Roman geworden, heute geht es halt um den schnellen Onlinehandel und die Frage, wie das Geschäft immer schneller und umfassender werden kann – bis irgendwann niemand mehr etwas vor Ort in einem Laden einkauft und man sich sogar ein Schuh-Flatrate kaufen kann, um immer das neuste Modell zu besitzen.
Leider ist der Roman dann irgendwann auch genauso abrupt vorbei, wie er begann. So ist das halt bei Fast Food – schnell geliefert, schnell gelesen und auch wieder schnell weg. Aber manchmal braucht man eben einen schnellen Bissen oder eben ein kurzes Leseabenteuer für Zwischendurch. Und da kommt »Lieferdienst« gerade richtig!