John Barnes – Kreuzzüge

Kreuzzüge

Bastei-Lübbe, TB 24295
Titel der Originalausgabe: »Sin of Origin« (1988)
aus dem Amerikanischen von Jürgen Heinzerling
Titelbild: Romas B.Kukalis
Januar 2002, 7,45 €, 382 Seiten

Science Fiction und Religion gehen schon seit langer Zeit Hand in Hand. Waren es erst die furchtlosen Raumfahrer, die fremde Sterne erforschten und entschlossen den Außerirdischen ihre Hand entgegenstreckten, so sind es später auch einige Priester, Pfarrer oder Jesuiten gewesen, die den Weg in die Unendlichkeit des Alls nicht scheuten.

James Blishy »A Case of Conscience« (»Der Gewissensfall«) und Farmers »Pater der Sterne« seien stellvertretend für die goldenen Zeiten genannt. In den letzten Jahren konnte Mary Doria Russel mit ihren beiden Erstlingen »The Sparrow« und »Children of God« das Untergenre wiederbeleben, ohne sich allerdings besonders im ersten Band einen ironisch-kritischen Unterton zu verkneifen. Mit John Barnes zweitem Roman erweitert sich das Spektrum um einen Abenteuerroman mit leicht religiösem Unterton.

Barnes wurde 1957 geboren, studierte Politologie in Washington und arbeitete einige Jahre als Systemanalyst. Inzwischen lebt der mit Kara Dalkey verheiratete Barnes in Montana und schreibt 1986 Science Fiction. In Deutschland sind bei Heyne verschiedene seiner zu Zyklen zusammengefaßten Romane erschienen.

Mönchsorden schließen sich mit schwer bewaffneten Tempelrittern zusammen, um fremden Welten den christlichen Glauben und die Zivilisation zu bringen. Auf dem Planeten Randall leben drei verschiedene Rassen, die bisher kaum auf die Eindringliche reagiert haben. Ab und an werden einige der Brüder gefangengenommen und an ein Kreuz gebunden, von dem sie die Tempelritter wieder befreien müssen. All sie dabei mehrere der Einheimischen umbringen, wird aus diesem Spiel blutiger Ernst. Die Fremden lernen schnell und rotten sich zusammen, um bei der nächsten Befreiung die Menschen zu töten. Der Leiter der Expedition Bruder Hauskyld muß nicht nur Frieden zwischen den einzelnen Gruppen stiften, sondern bekommt gleichzeitig einen blinden Passagier an die Seite gestellt, die auf diesem Planeten ihre Evolutionstheorie beweisen möchte. Dabei handelt es sich um eine schöne Frau, deren Zauber er bei den Gefahren einer Expedition zu den Fremdlingen erliegt.

Über weite Strecken liest sich Barnes Roman sehr flott, die Figuren sind kurz und knapp beschrieben, agieren umsichtig und der Leser kann sich von der Handlung mitreißen lassen. Irgendwann kommt dann ein plötzlicher Bruch, als wenn dem Autoren einfallen ist, daß auch die Religion eine wichtige Rolle spielt und nachdem er die Wissenschaftlerin um die Ecke gebracht hat, um die Gefährlichkeit des Lebens unter Beweis zu stellen, sinkt die Bewegung auf ein Minimum ab. Das ist insbesondere sehr schade, weil die Außerirdischen sehr überzeugend geschildert werden und der teilweise Einfluß der Religion auf deren Lebensgemeinschaft und deren Traditionen entsprechenden Konfliktstoff birgt. Dem Autoren geht der eigentliche »sense of wonder« eines Jack Vance ab, der aus diesen Grundmotiven einen farbenprächtigen Abenteuerroman gemacht hätte. Alles läuft zu konstruiert glatt ab und stellenweise einfach nur langweilig. Auch merkt man die vielen Anfangsschwächen junger Autoren, deren Wille die schriftstellerischen Fähigkeiten übersteigt. Eine ganz nette Abenteuerlektüre für den Strand, leider nicht mehr.